8.00 Uhr treffen wir uns am ZOB Elmshorn, Mitglieder von Tru un fast sowie diverse Personen der Elmshorner Politik und Mitarbeiter der Stadt. Schließlich fährt der Reisebus Richtung Dänemark in die Stadt Sønderbørg zum Deutschen Museum Nordschleswig.
Nach der Stärkung mit Kaffee bzw Tee und einem Geschichtsabriss über das Museum, folgt die Führung durch das Museum.
In den 1980er Jahren startete das Museum als Sonderausstellung im dänischen Museum. Die integrierte Bücherei zog aus zum multikultur Haus, wo nun die deutsche und dänische Bücherei gemeinsam untergekommen sind. Inzwischen ist das Museum weniger Heimatmuseum sondern enthält klassische Ausstellungen.
2020 war das Jubiläum zu 100 Jahren Grenzziehung. Auch wenn das Thema in der Minderheit eher negativ behaftet ist, entschied man das Jubiläum zu feiern und zum Informieren über das Thema zu nutzen.
Das Museum wurde modernisiert, es kam ein neuer Versammlungsraum dazu. Außerdem zog das Archiv aus Apenrade hinzu.
Ca 4 Mio € für die Renovierung kamen vom Land Schleswig Holstein, dem dänischen Kulturministerium und der Firma Danfoss (Thermostate) aus der städtischen Industrie.
2021 kamen trotz vier Monaten Schließung wegen Corona etwa 4.000 Besucher, darunter auch Besuche dänischer Schulklassen.
Die Deutsche Minderheit umfasst geschätzt 10.000-20.000 Menschen, aber genaue Zahlen gibt es nicht, da es darauf ankommt, ob man sich zugehörig "fühlt".
[Google Ergebnisse für Kagemand - Kuchenmann]
Eindrücke zum Einstieg
In Dänemark wird der Kagemand (Kuchenmann) für Geburtstage und Feierlichkeiten aller Art mitgebracht. Traditionell mit der dänischen Flagge geschmückt. Überall ist immer die dänische Flagge zu sehen. Somit hatte die Minderheit nach der neuen Grenzziehung oft Probleme mit der dänischen Flagge, denn sie war allgegenwärtig.
Heute: Ein junges Mädchen möchte als Grenzlandsbewohnerin gerne das "Vater unser" auch auf dänisch und niederdänisch sprechen können, nicht nur deutsch.
Nordschleswiger Geschichte
Die Dänen haben in dem Gebiet frühere Kämpfe gewonnen, 1864 kommen Deutschland und Preußen mit in den Konflikt. DE siegt, stürmt alles - überall sind deutsche Symbole zur Machtdemonstration.
1920 darf die Region abstimmen ob sie zu DK oder DE gehören soll. In manchen Städten wurden beide Straßennamen genutzt, beide Nationen waren im Alltag präsent. Zone 1 wird dänisch, dann kommt der zweite Weltkrieg und die Region wird besetzt.
1945 behaupten die deutschen Nationalsozialisten sie würden DK besetzten, damit es nicht Kriegsschauplatz wird. 1948 gab es kommunale Wahlen ob Flensburg und der Süden Teil von DK werden sollen oder nicht.
Man durfte mit Geburt in Wahlzone auch abstimmen, wenn man inzwischen eigentlich woanders wohnte.
Es gab über 90% Wahlbeteiligung.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde ein rückwirkendes Gesetz verabschiedet, dass jeder Däne, der sich für DE im Krieg engagiert hat, ins Gefängnis musste - auch wenn dieser Däne quasi Deutscher war...
Vieles Wissen wurde damals inderhalb der Familien totgeschwiegen >Immer dran denken, nie drüber sprechen<. Männer waren während der Gefängniszeit nicht Teil ihrer Familie - sie existierten quasi nicht, die Frauen mussten Geld zahlen für die Verpflegung ihrer Männer im Gefängnis.
1945 wurde der "Bund für Nordschleswig" gegründet und der kannte offiziell die Grenze von 1920 an.
Aktuell gibt es noch oft Diskussionen, ob man inzwischen zweisprachige Ortsschilder haben sollte. Das Thema ist sehr emotional, DK ist noch nicht so weit..
Kultur
DK macht keinen Laternenumzug, man bastelt oder kauft die Laternen in DE und feiert in den Minderheitengemeinden sogar mit Pferd und St. Martin.
Die Schultüte zur Einschulung gibt es auch nur in DE, in DK gibt es jedoch Mützen zum Schulabschluss, inzwischen werden beide kulturelle Elemente kombiniert.
Schule
Vorher deutsch unterrichtete Schüler mussten plötzlich dänisch lernen, es gab teilweise deutsche Abteilungen und irgendwann komplett deutsche Schulen (bis zum zweiten Weltkrieg). Seit 1962 gibt es ein deutsches Gymnasium in Apenrade.
Nach dem Museums Besuch hatten wir noch eine halbe Stunde, um schnell in die Innenstadt zu flitzen. Hieß für mich, eine riesige Ladung dänischer und schwedischer Süßigkeiten kaufen.
Anschließend fuhr der Reisebus wieder zurück nach Jündewatt und lud uns am Deutschen Haus ab. Dort traf auch unser Elmshorner Bürgermeister Volker Hatje auf uns. Es folgten einige Reden und Übergaben von Geschenken zum 85. Jubiläum des Deutschen Hauses, sowie ein Auftritt der Grundschüler aus der benachbarten deutschen Schule, im Anschluss wurde die Kaffeetafel eröffnet mit Unmengen an leckerem, dänischem Kuchen.
Gestärkt, ging es dann nach draußen das Geschenk von Tru un fast einbuddeln: die junge Rotbuche. Mit vereinten Kräften war schnell ein Loch ausgehoben und hoffentlich wächst der Baum, so wie die Freundschaft zwischen Jündewatt und Elmshorn.
Zum Abendessen gibt es eine dänische Spezialität: Unten süßer Butterkuchen, oben belegt mit deftigem Brotaufstrich, zb. Salami, Krabben, Käsescheiben.
Gegen 18.30 machen wir uns dann mit dem Reisebus wieder auf nach Elmshorn.
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